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Von: Reinhard Prahl
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Die österreichische Horror-Comedyserie „Beasts Like Us“ persifliert mit einigem Charme die großen Themen von Horror und Mystery. Die Stärken der Serie liegen dabei in den situationskomischen Elementen, wobei die Dialogführung nicht immer den Ton trifft. Mehr dazu in unserem Review.
Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!
Das passiert in der Serie „Beasts Like Us“
Natalie (Cosima Henman), Simon (Jakob Schmidt), Lukas (Bendedikt Kalcher) und Raffi (Jing Xiang) leben in Beasts Like Us in einer schrägen Welt, in der Kreaturen aller Art ganz normal neben Menschen existieren. Z-Virusausbrüche, Dämonen, Vampire und allerlei andere Wesen machen es den vier allerdings nicht immer ganz leicht. So müssen sie sich während eines Dates mit einer infizierten Pizzabotin herumschlagen und einen Dämon austreiben, während Natalie versucht, ihre Telekinese im Griff zu behalten, um einen Job als Anwältin für Kreaturenrechte in der renommierten Kanzlei Wolf & Fleder zu ergattern. Richtig kompliziert wird es, als sich herausstellt, dass Raffi in Wirklichkeit Magdalena heißt und vor 230 Jahren gestorben ist...
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Überraschend gut
„Beasts Like Us“ nimmt so ziemlich jede bekannte Genre-Serie und jeden Film auf die Rolle, die man als Fan kennt und liebt. Bereits in der ersten Episode offenbaren sich beispielsweise Hommagen an diverse Zombiekomödien, Buffy the Vampire Slayer, „Dracula“, „The Exorcist“ und Charmed. Erstaunlicherweise gelingt dies dem österreichischen Format erstaunlich gut, weil sich die Serie keine Sekunde ernst nimmt und innerhalb der ersten zwei Episoden so viele Skurrilitäten zutage fördert, dass man ständig schmunzelnd irgendwelche netten Details entdeckt.
Die Pilotfolge der Mysteryserie beginnt mit einer denkbar harmlosen, aber nerdigen Szene. Der leicht verpeilte, unscheinbare Simon hat die hübsche Natalie gedatet, stört sich aber daran, dass diese sich während eines Gesprächs über „Star Wars“ den Spruch „Beam me up, Spocky“ nicht verkneifen konnte.
Dennoch verabredet er sich erneut mit ihr, nicht aber, ohne seinen Kumpel Lukas als moralischen Beistand mitzunehmen. In Anbetracht der Tatsache, dass Natalies beste Freundin Raffi ebenfalls anwesend ist, erweist sich der Fauxpas allerdings als glücklicher Zufall - wenn da nicht der Umstand wäre, dass gerade ein Hubschrauber vor dem Fenster der Wohnung auftaucht und die Menschen auffordert, zu Hause zu bleiben und Fenster und Türen zu verriegeln. Als die Vier den Fernseher einschalten, ist ein Reporter zu sehen, der bemerkenswert gelassen von einem Z-Virusausbruch berichtet. So werden die Zuschauenden in eine Welt eingeführt, in der Monster und Kreaturen etwas völlig Normales sind und in der man der Ansicht ist, dass Zombies lediglich missverstandene Wesen seien, denen man Verständnis entgegenbringen müsse.
Charmant gespielt
Der Gag funktioniert schon deshalb hervorragend, weil Cosima Henman, Jin Xiang, Jakob Schmidt und Benedikt Kalcher die Szene derart selbstverständlich spielen, dass direkt gute Laune aufkommt. Neben dieser hübschen Idee erweist sich „Beasts Like Us“ aber auch als handwerklich gut gemacht, denn einige Minuten nach besagter Meldung klopft es plötzlich an der Tür und eine verängstigte Pizzabotin gewährt Einlass. Da man nicht als Kreaturenhasser dastehen will, öffnen die Twens, müssen aber feststellen, dass die arme Botin bereits gebissen wurde. Glücklicherweise existiert aber ein Impfstoff, doch die Verwandlung in einen Zombie ist nicht mehr aufzuhalten. Die nun folgenden Splatterszenen sind aller Ehren wert. Die Maske ist gelungen, der Kampf gegen die Untote ist witzig, blutig und hübsch brutal.
Allerdings hat sich die Monsterhatz mit diesem, in der Welt von „Beasts Like Us“ gar nicht mal so ungewöhnlichen, Zwischenfall noch nicht erledigt. Kurz nachdem Natalie und ihre Freunde die Leiche entsorgt haben, stellt sich zu allem Überfluss auch noch heraus, dass ein böser Dämon seine Finger im Spiel hatte. Der ergreift nun von Lukas Besitz, was eine gelungene Persiflage an den oben bereits erwähnten Horrorklassiker „The Exorcist“ inklusive sich um 180 Grad drehendem Kopf nach sich zieht. Es ist herrlich mit anzusehen, wie ungeschickt Simon versucht, den Dämon zu vertreiben, während dieser Natalie würgt. Ausgerechnet die taffe Raffi richtet es schließlich mit einem auf der Gitarre geklimperten Song, der inhaltlich nicht einer gewissen Komik entbehrt.
Kleine Längen
Möglicherweise verschießt die Serie damit aber auch schon eine Menge Pulver in den ersten beiden Episoden. In der dritten Folge mit dem Titel Bewerbung nehmen die Serienmacher das Tempo etwas heraus und lassen die Heldinnen und Helden wieder zum Alltag zurückkehren. So erleben wir mit, wie Natalie sich in der auf Kreaturenrechte spezialisierten Anwaltskanzlei Wolf & Fleder um eine Stelle als Anwältin bemüht. Zwar fahren die Serienmacher an dieser Stelle die Effekt- und Splatteranteile ebenfalls merklich zurück, punkten dafür aber mit witzigen Ideen und Enthüllungen.
Es stellt sich heraus, dass Natalie eine „Teleki“ - eine telekinetisch begabte Person ist, während die Kreaturenbehörde Raffi als Undercoveragentin anzuheuern versucht, die aber in Wirklichkeit Magdalena heißt und seit 230 Jahren tot ist. Das Herzstück der Episode bildet aber der Flirtkurs, den Lukas seinem Freund Simon verpasst und der in Form eines Speeddatings zum Tragen kommt. Doch selbst für diese Szenen hat sich das Produktions-Team etwas einfallen lassen. Lukas ist nämlich redlich bemüht, nicht nur einen kühlen Kopf zu bewahren, sondern diesen auch auf den Schultern zu behalten. Denn das Kennlerntreffen hat sich Toleranz auf die Fahne geschrieben, womit unter anderem auch eine Gottesanbeterin um Sexpartner buhlt...
Über zu wenig Humor oder Comedy kann man sich also wirklich nicht beklagen. Abgesehen davon dürfte last but not least die oben erwähnte Enthüllung über Raffis wahre Existenz als Untote in den restlichen fünf Episoden für gute Unterhaltung sorgen.
Fazit
„Beasts Like Us“ beginnt überraschend stark und erlaubt sich dann im dritten Teil eine kleine Ruhepause, die hoffentlich nicht allzu lange anhält. Denn bisher lebt die Serie von ihren aberwitzigen Einfällen, dem Mut, die großen Genre-Klassiker gehörig auf den Arm zu nehmen und von ihrem Format bedingten Tempo. In nur 25 Minuten Laufzeit pro Folge und einer Gesamtlänge von unter 200 Minuten muss man den Bogen straff gespannt halten und spart sich optimalerweise zu viele Nebenbaustellen, weil sonst nicht wiedergutzumachende narrative Löcher entstehen, die den Spaß an der Sache trüben.
Bisher scheint es aber so, dass die Serienerfinder Peter Bruck und Ernest Gold alles im Griff haben und eine charmante Hommage und Persiflage mit einem Schuss Romance erschufen, der nur dem einen Zweck dienen soll: kurzweiligen Spaß zu haben.
Vier von fünf Punkten.
Hier abschließend noch der Trailer zur Serie „Beasts Like Us“, die beim Streamingdienst Amazon Prime Video abgerufen werden kann: